Die Loddenheide ist ein 0,9 km² großes Gewerbe- und Industriegebiet im Südosten von Münster in Westfalen. Es wurde bis 1993 militärisch genutzt. 1996 startete die Entwicklung des Geländes zum heutigen Gewerbepark Münster-Loddenheide, 1998 begann die Vermarktung. Die Besonderheit ist der mitten in das Gewerbegebiet integrierte Friedenspark mit der Friedenskapelle und die 1998 vom Dalai Lama gepflanzte Friedenskastanie.
Eine bewegte Vergangenheit mit ständigen Wechsel von ziviler und militärischer Nutzung hat das Gebiet Loddenheide im Südosten der Stadt durchlebt. 1815 diente die Fläche als Exerzierplatz, 1835 wurde eine Pferderennbahn angelegt. Vor dem ersten Weltkrieg lagen hier die Schießstände des in Münster stationierten Militärs. Daneben etablierte sich seit 1909 auf dem weitläufigen Gelände ein Startplatz für Freiballons und Flugzeuge. Nach dem ersten Weltkrieg entstand aus dem Ballonstartplatz der erste münstersche Flugplatz. Ein Flughafengebäude wurde errichtet und ein Rollfeld angelegt, auf dem auch kleinere Linienflugzeuge starten und landen konnten.
1929 erhielt Münster Anschluss an die Luftpostlinie. Aus dem zivil genutzten Flughafen machten die Nationalsozialisten 1934 wieder einen Militärflughafen, der bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges bestand. In der Nachkriegszeit, nachdem britisches Militär die Loddenheide belegt und Kasernen und Lagerhallen gebaut hatte, verschwand der Flugplatz völlig. In den Jahren 1992-94 nach dem Ende des kalten Krieges, gaben die Briten des Standort Loddenheide auf. Auf dem Geländes entsteht ein modernes Industriegebiet.
Quelle: Detlef Fischer, Münster von A bis Z, Münster 2000
Aus Lodden werden Körbe Als die Loddenheide noch eine Heide war, haben dort vermutlich Kopfweiden gestanden, denn Lodden ist das niederdeutsche Wort für die jungen Zweige von Kopfweiden. Die einjährigen Zweige wurden bei einer Länge von 1 bis 1,5 m geschnitten und dienten dann zum Flechten von Körben. Korbwaren wurden in verschiedensten Größen und Formen hergestellt und zum Transportieren und Aufbewahren von Lasten oder Material benutzt. Das Handwerk des Korbmachers hat eine lange Tradition. Korbwaren waren wichtiges Wirtschaftsgut.
Quelle: Gunter Müller in einem Vortrag bei den 31. Niederdeutschen Heimattagen in Münster am 30.9.2009 in der Stadtbücherei in Münster
Geographie in Münster Dieses frühere Heidegebiet ist streng genommen der nördliche Ausläufer des großen Waldheidegebietes Hohe Ward und Große Lodden.
Quelle: Joseph Prinz, Mimigernaford - Münster, Münster 1981, Seite 44
Ab 1822 begann die Aufteilung der Loddenheide, die sich bis zum 5. November 1829 hinzog. Ein etwa 420 Morgen (1,05 km²) großes Areal wurde dabei 1827 an das preußische Militär zum Preis von 10.500 Reichstalern verkauft. Es entsprach ungefähr dem heutigen Areal der Loddenheide. Bis auf die Schießstände war das Gelände jedoch weiterhin für die Allgemeinheit offen.
Im Sommer 1836 fand auf dem Exerzierplatz das erste Pferderennen in Westfalen statt, ausgetragen vom Westfälischen Reiterverein. Die Rennen sollten bis zum Jahr 1897 regelmäßig stattfanden.
Der rote Strich stellt den geplanten Verlauf des Dortmund-Ems-Kanals dar.
Nachdem das preußische Militär 1906 im Norden von Münster ein neues, größeres Übungsgelände erworben hatte, wurde die Loddenheide nur noch selten für Übungen verwendet. Es kam zu einer intensiveren Nutzung durch die Bevölkerung. Ermutigt durch die ersten erfolgreichen Flugversuche der Gebrüder Wright in den USA kamen auch in Münster Gedanken auf, sich fliegerisch zu betätigen und einen Luftsportverein zu gründen. Das weitläufige Areal bot dafür ideale Voraussetzungen. Anton Knubel und Karl Rösner begannen mit der Konstruktion und dem Bau von Flugzeugen, deren erste Testflüge 1910 auf der Loddenheide stattfanden. Am Abend des 8. September 1915 stürzte Anton Knubel bei einem Testflug auf der Loddenheide tödlich ab.
Während dieser Zeit veranstaltete der Luftschiffahrtsverein Münster für Münster und das Münsterland e.V die ersten Flugtage auf dem Gelände der Loddenheide, die sich in den darauffolgenden Jahren zu regelrechten Volksfesten mit Tanz und Kirmes entwickeln sollten und als „Heidefest“ bezeichnet wurden. Der erste Flugtag fand im Juni 1911 statt. Ein besonderes Ereignis war der 9. Juni 1912, als der Zeppelin Viktoria Luise Münster besuchte und auf der Loddenheide landete. Der erste Besuch eines Zeppelins wurde von tausenden Münsteranern beobachtet und gefeiert. Größter Flugtag war jedoch der 15. Juni 1930, als über 100.000 Zuschauer das Luftschiff Graf Zeppelin begrüßten.
Zur Zeit des Ersten Weltkrieges war es eher ruhig um die Loddenheide, da keine Flugtage mehr stattfanden. Dafür wurde ein Munitionsdepot auf der Loddenheide errichtet, nachdem das Depot an der Warendorfer Straße durch eine Explosion zerstört wurde.
Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs und der Beschränkung der deutschen Streitkräfte wurde die Loddenheide nicht mehr für das Militär benötigt. Die Stadt Münster wollte das Gelände als Flughafen benutzen und setzte sich gegen den Westfälischen Reiterverein durch, der es für den Pferdesport nutzen wollte. Einer der ersten Nutzer war die Fliegerstaffel der Sicherheitspolizei. Die Staffel wurde am 14. April 1920 wieder aufgelöst.
Im gleichen Jahr startete jedoch der planmäßige Flugverkehr der Lloyd-Luftverkehr und Junkers-Luft-Verkehrs-A.G. Die erste Flugverbindung zwischen Münster und Bremen wurde vom Reichspostministerium subventioniert. Wegen geringer Nachfrage wurde sie 1922 wieder eingestellt. 1925 wurde der planmäßige Flugverkehr wieder aufgenommen, als die Junkers-Luftverkehr-A.G. die Strecke Hamburg – Bremen – Münster – Essen eröffnete. Nach der Gründung der Deutsche Luft Hansa A.G. im Januar 1926 fiel bereits Anfang Februar Münster aus dieser Flugstrecke heraus; dort gab es keine Zwischenlandungen mehr. Stattdessen wurde ab dem 1. Juni 1926 eine neue Flugstrecke nach Köln eröffnet, ab August 1926 zu den Nordseebädern. Trotz regelmäßiger Investitionen der Stadt Münster, der Gründung der Luftverkehrsgesellschaft Münster G.m.b.H. am 10. Januar 1928 sowie der Gründung der Flughafen Münster G.m.b.H. am 19. April 1929 wurde der Flugbetrieb auf Beschluss des Magistrats der Stadt 1930 eingestellt. Stattdessen wurde ein größeres Gelände für einen neuen Flughafen gesucht und 1934 bei Handorf gefunden, dort wurde 1935 der Flugplatz Münster-Handorf erbaut.
Eine tiefgreifende Veränderung brachte das Jahr 1933, als die Reichswehr die Loddenheide wieder für sich beanspruchte. Am 27. April 1934 begannen die Bauarbeiten für einen Fliegerhorst, auf dem von 1938 bis 1939 das Aufklärungsgeschwader 12 stationiert war. Zusätzlich wurden ca. 161 ha an Boden hinzugekauft, die aber nicht mehr Teil der heutigen Loddenheide sind. Während der Bauarbeiten wurden feste Start- und Landebahnen errichtet. Bis zum Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde durchgehend am Fliegerhorst gebaut und dieser ständig erweitert. Über die genaue Entwicklung während des Krieges ist nichts bekannt.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Loddenheide von der Britischen Rheinarmee genutzt und war militärisches Sperrgebiet. Es war ab 1980 im Flächennutzungsplan als gewerbliche Fläche markiert; im Herbst 1993 zogen die letzten britischen Streitkräfte von dem Gelände ab. Anschließend wurden sämtliche Gebäude auf dem Gelände mit Ausnahme der Kapelle abgebrochen und die Infrastruktur komplett neu errichtet. Seit 1996 organisiert die Gewerbepark Münster-Loddenheide-GmbH (GML), Eigentümerin der Gewerbeflächen, die Vermarktung. Den Auftrag hierzu hat die Wirtschaftsförderung Münster GmbH.
Das Privatanschlussgleis im Gewerbegebiet Loddenheide mit der Verladerampe ist 2003 in das Eigentum der Bundesfinanzverwaltung übergegangen.
Die Panzerverladerampe wurde bei Bedarf von den britischen Streitkräften genutzt.
Die Bedienung oblag der Westfälischen Landes-Eisenbahn GmbH.
Seit dem Abzug der Streitkräfte aus Münster-Gremmendorf wurde das Gleis nicht mehr bedient
im Frühjahr 2015 wurde es von der Abzweigweiche WLE bis zum Bahnübergang Loddenheide abgebaut.
(2158) Chronik der Loddenheide Paul Koene (Privatbesitz), zur Verfügung gestellt von Fr. Fehige
(2160) 1909 Gründung des Sportvereins für Luftfahrt Joh Weinrich Nachf – 50 Jahre in Münster Stadtarchiv Münster, 1 WIR 211-016, Seite 200
(2163) Flughafen Gremmendorf mit Entfernungskreisen Stadtregistratur - Fach 182 (Militär-Verschiedene), Nr. 29, vNr: 2527 Ca. 1m x 1m Stadtplan mit Entfernungskreisen (Mittelpunkt: Tower in Loddenheide)